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Kati (Käthe Reinhard)


Kati (Käthe Reinhard1) war Leiterin des „Klubs Monbijou“. Der Damenklub „Monbijou“ wurde 1928 von Frauen aus dem DFV gegründet. Der Klub hatte nach einjährigem Bestehen fast 2000 Mitglieder.2 Das 1. Stiftungsfest wurde am 31.08.1929 begangen. Dem ersten Festakt folgten in den nächsten Wochen verschiedene weitere Feierlichkeiten. Im Zuge dieser Festlichkeiten war am 14.09.1929 ein „Ehrenabend für Kati“ geplant. Zwei Tage vor dem Stiftungsfest, am 29.08.1929, kam die Ankündigung, dass das Fest nicht, wie geplant, in den Räumen der Zauberflöte stattfinde. Selli Engler erklärte den Leserinnen der Frauenliebe die Umstände. Kati hatte sich, ihrer Aussage zufolge, mit Lotte Hahm zusammengetan und dafür gesorgt, dass der Damenklub die Räume nicht anmieten konnte. Diese Handlungsweise Katis wurde auf Schärfste kritisiert und Kati als geldgierige Verräterin stigmatisiert. Hier scheint auch der Hintergrund für die folgende Verwirrung wegen der Anbindung des „Monbijou“ an den BfM zu suchen zu sein. Denn plötzlich traten zwei Damenklubs mit ähnlicher Namengebung auf: der „Klub Monbijou“ des DFV und der „Gesellschaftsklub Monbijou“3. Noch immer ist nicht ganz klar, ob es sich bei dem zweiten Damenklub um eine Neugründung von Kati und Lotte Hahm handelt.4 In der Frauenliebe wurde darauf hingewiesen, dass der „Klub Monbijou“, nun unter der neuen Leitung von Betty Horn, weiterhin dem DFV angehöre.5 Auf dem Hintergrund dieser Geschichte lässt sich erkennen, dass Kati nicht nur die künstlerische Leitung des „Klubs Monbijou“ innehatte, sondern auch die kaufmännische Leitung. Offensichtlich waren die Mietvereinbarungen und möglicherweise auch das Namensrecht an ihre Person gebunden und nicht an den entsprechenden Verband.



Unter der Leitung von Kati gab es weiterhin regelmäßig Klubabende im amerikanischen Tanzpalast „Zauberflöte“ in der Kommandantenstraße.6 Darunter am 19.06.1930 einen Abend zu Ehren „unserer Kati“, zu dem 350 Besucher kamen und von dem in der Freundin zu lesen war: „Blumen, Blumen überall! – Kati war auch selbst den Abend in bester Laune erschienen – stimmlich wie immer hervorragend, sang sie ihrer andächtig zuhörenden Gemeinde – ihre Lieder, welche mit jubelndem Beifall und nicht endenwollendem Applaus dankte.“7 Ein weiterer Ehrenabend fand 1931 statt: „Kati erfreute die Ohren durch ihren bekannten schönen Gesang, insbesondere durch ihr Lied ,Still wie die Nacht‘, womit sie sich wieder, wie schon so oft die Herzen eroberte.“8 Ruth Margarete Röllig beschreibt Kati als temperamentvoll und blond, mit einer kräftigen und geschulten Stimme.9


Kati tauchte in den Zeitschriften, abgesehen von Erwähnungen im Zusammenhang mit dem Damenklub „Monbijou“, nicht auf, doch ihre Funktion als Leiterin des Damenklubs verschaffte ihr außergewöhnliche Popularität. Auch dies ein Zeichen dafür, dass viele der homosexuellen Frauen im Wesentlichen Unterhaltung suchten. In der Freundin 1931 hieß es über Kati: „Es ist zu hoffen, dass Kati dem Verein auf lange Zeit erhalten bleibt, da sie als ein prachtvoller Mensch und Künstlerin es verstanden hat, sich die Herzen aller Mitglieder zu erwerben.“10


Biografische Daten von Kati fehlen. 1945 eröffnete sie mit Lotte Hahm wieder ein Lokal für homosexuelle Frauen in Berlin.11


Ergänzung: „Oft leuchtete der Scheinwerfer noch auf die flotte, fesche Kati, und das Lied der Anderen sang sie kraftvoll, frisch.“ (Frauenliebe 1929, 4. JG, Nr. 19, S. 9) 




Heike Schader (2004)



Aus: Schader, Heike: Virile, Vamps und wilde Veilchen. Sexualität, Begehren und Erotik in den Zeitschriften homosexueller Frauen im Berlin der 1920er Jahre. Königstein/Ts.: Ulrike Helmer Verlag 2004, S. 79f.





1 Im Bericht zur Eröffnung des Damenklubs „Monbijou“ heißt es „...der Leiterin Käthe Reinhard, vielfach bekannt unter dem Namen Kati“. O. A.: Rundschau. Frauenliebe 1928, Nr. 36. Zum Nachnamen von Kati vgl. Dorothea Sattler S. 56. In: Hedwig Aries: 1 Jahr Damenklub „Monbijou“, Frauenliebe 1929, Nr. 35, wird Kati Käte Reinhard genannt.


2 A. O.: 1 Jahr Damenklub  „Monbijou“. Frauenliebe 1929, Nr. 35. Hier werden 15.112 Besucher seit Bestehen angegeben. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie möglicherweise aus Werbezwecken übertrieben wurden.


3 Zur besseren Unterscheidung wurde der Klub auch „Monbijou des Ostens“ genannt, in Abgrenzung zum „Monbijou des Westens“.


4 Bei Vergleichen der Angaben in den Zeitschriften mit den Angaben aus Ruth Margarete Rölligs Führer ergeben sich verschiedene Unstimmigkeiten, die eine genaue Aussage nicht zulassen.


5 Selli Engler: Vom Stiftungsfest. Frauenliebe 1929, Nr. 36.


6 Adele Meyer, S. 55.


7 Viktoria Theile: Ehrenabend unserer Kati. Freundin 1930, Nr. 31.


8 A. E.: Klubnachrichten. Freundin 1931, Nr. 17.


9 Adele Meyer, S. 55.


10 Viktoria Theile: Ehrenabend unserer Kati. Freundin 1930, Nr. 31.


11 Vgl. Dorothea Sattler, S. 56.